Die Regulatoren in Arkansas. Aus dem Waldleben Amerikas by Gerstäcker Friedrich

Die Regulatoren in Arkansas. Aus dem Waldleben Amerikas by Gerstäcker Friedrich

Autor:Gerstäcker, Friedrich
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: (Privatkopie)
veröffentlicht: 2010-02-02T16:00:00+00:00


20.

Rowson bei Roberts. – Assowaum.

Fast drei Wochen waren seit jenem Abend, an welchem Brown von Marion Abschied genommen, verflossen. Er hatte sich damals geschworen, sie nie wieder aufzusuchen – und seinen Schwur treu und fest gehalten. Was er aber in jener Zeit gelitten, wie er mit sich gerungen, wußte nur er, und sein Antlitz war bleich geworden, seine Augen hatten den Glanz, das frühere Leben verloren. Nichts würde ihn auch vermocht haben, länger in einer Gegend zu weilen, wo er nur zu bald selbst Zeuge sein mußte, wie ein Wesen geopfert wurde, an dessen Seite er einen Himmel hätte finden können. Ehe er aber ging, wollte er wenigstens in den Augen der Welt seinen guten Namen hergestellt wissen, daß kein Makel auf ihm haftete, keine giftige Zunge mit verleumderischer Nachrede ihn beflecken konnte. Marion hielt ihn eines solchen Verbrechens nicht für fähig, davon war er überzeugt, aber auch seine Freunde in Arkansas sollten das nicht, und so beliebt er bei ihnen sein mochte, hielten ihn doch jetzt noch Viele für den wirklichen Thäter. Ja, sie entschuldigten ihn noch dabei, fanden den Mord als Nothwehr vollkommen gerechtfertigt und zuckten nur mit den Achseln, wenn die Sprache auf das Geld kam. – »Es hätte dem Todten auch weiter keinen Nutzen bringen können, wenn er das gute Geld mit in den Strom genommen.«

Der wirkliche Thäter mußte deshalb entdeckt und bestraft, auch die Indianerin gerächt sein, dann wollte er ein Land verlassen, in dem doch für ihn fortan nur Kummer und Schmerz blühen konnten.

Und was empfand Marion indessen für den Freund, den sie so nahe und doch wieder so fern wußte? Das Herz des Weibes ist stark, und gewaltige Leiden müssen es sein, die es brechen; Marion aber fühlte, daß sie ihre Pflicht that, und in dem Gedanken fand sie Beruhigung für den sonst sicher zu herben, vernichtenden Gram. Rowson hatte ihr Wort; zwar kannte sie damals, als sie es gab, den Mann noch nicht, bei dessen erstem Anblick sie erst empfinden sollte, was Liebe eigentlich sei, aber es war gegeben, freiwillig, ohne Zwang und Zureden – sie durfte nicht zurücktreten. Und hätte sie es auch vor Gott verantworten können, das Herz des einen Mannes, und dieser Eine ihr rechtmäßiger Bräutigam, zu brechen, um einen Andern glücklich zu machen? Hatte ihr nicht Rowson mit seiner weichen, klangvollen Stimme erst noch neulich gesagt, wie er nur in ihr seine irdische Seligkeit finden könne, wie ihm ihr Antlitz das sei, was der Pflanze Luft und Sonnenschein, daß ihre Nähe schon eine stille, fromme Gluth durch seine ganze Seele gieße, und er verzweifeln müßte, wenn sie sich je von ihm wenden würde?

Ach, das arme Mädchen benetzte in jener Nacht ihr Kissen mit heißen, heißen Thränen. Kein Mensch sah sie, aber im brünstigen Gebet kam ihr Trost und Beruhigung in das gequälte bangende Herz, und der andere Morgen fand sie stark und gefaßt.



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